Britt-Marie war hier |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | ** | *** | * | **** | * | **** | **** | 73% |
Inhalt:
Das gibt es doch gar nicht: Britt-Marie (Pernilla August), deren Leben seit jeher Checklisten-geordnet abläuft, fällt aus ihrer heilen Welt, als ihr Ehemann Kent (Peter Haber) einen Herzinfarkt erleidet und sie am Krankenbett einer anderen Frau begegnet. Spontan beschließt die 63jährige, aus ihrem Heim in der Großstadt auszuziehen und einen Neuanfang zu wagen. Als erstes braucht sie natürlich Arbeit. Das einzige, was auf die Schnelle verfügbar ist, bedeutet einen Umzug aufs Land. In einem kleinen Kaff soll sie als Jugendarbeiterin und Trainerin eine Fußballmannschaft auf Vordermann bringen, deren bisheriger Trainer vor kurzem verstorben ist und die am Ende des Sommers an einem Turnier teilnehmen will.
Britt-Marie, die Fußball nur von Kents Fernsehkonsum kennt, macht zunächst das, was sie kann: Sie räumt im Jugendheim auf und verschafft sich unter den Kindern Autorität. Vor allem die kleine Vega (Stella Oyoko Bengtsson) erobert dabei schnell ihr Herz. Während Britt-Marie auf der einen Seite mit dem Dorf-Polizisten Sven (Anders Mossling) einen neuen Verehrer findet, muss sie sich auf der anderen Seite eingestehen, dass ihre Trainingsmethoden alleine aus den Straßenfußball-Kindern keine echte Mannschaft oder gar Fußballästeten machen können. Aber vielleicht kann die Tochter des alten Trainers und ehemalige Profi-Fußballspielerin Bank (Malin Levanon) ihre Alkoholsucht überwinden und ihr helfen?
Kritik:
Fredrik Backmans Handschrift ist klar erkennbar in den agierenden Charakteren und vor allem Britt-Marie wird von Pernilla August wunderbar in Szene gesetzt. Wie schon bei Ove geht auch ihre Lebenssituation auf ein lange zurückliegendes traumatisches Ereignis zurück, das mit wenigen aber intensiven Rückblenden in Britt-Maries Kindheit gezeigt wird und das sie im Laufe des Films durch Selbstreflektion und Über-den-eigenen-Schatten-Springen überwinden kann. Damit ist der Grundton des Films eindeutig positiv, auch wenn fast über die ganze Lauflänge die Schattenseiten der aktuellen (schwedischen) Gesellschaft thematisiert werden.
Überraschend ist, dass sich Regisseurin Tuva Novotny komplett auf ihre Hauptdarstellerin und die natürliche Faszination einfacher Fußballszenen verlassen und auf komödiantische Kunst-Kniffe weitestgehend verzichtet hat. Dadurch wird aus „Britt-Marie war hier“ ein reines Charakter-Drama. Denn auch das Sport-Genre wird nur ansatzweise bedient. Obwohl sich natürlich am Ende viele Dinge zum Guten wenden, bleibt ein heroisches Finale, wie es beispielsweise „Ein Becken voller Männer“ liefert, aus, was dem Film sichtlich guttut. Vielleicht greift der eine oder andere Zuschauer den gedanklichen Bogen, den das Finale bietet, ja sogar auf, und denkt über die eigenen noch nicht erfüllten Lebensträume nach.
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