Fack ju Göhte |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | ***** | *** | ** | **** | *** | ** | ***** | 82% |
Inhalt:
Nach 13 Monaten Knast ist Bankräuber Zeki Müller (Elyas M’Barek) endlich wieder auf freiem Fuß. Sein direktes Ziel ist seine vorherige Beute, die seine strippende Freundin Charlie (Jana Pallaske) zuvor vermeintlich sicher vergraben hat. Als die beiden zwielichtigen Gestalten per GPS dann aber erkennen müssen, dass die vergrabene Tasche nun unter der neu errichteten Turnhalle der Münchener Goethe-Gesamtschule vorerst unerreichbar bleibt, fasst Zeki einen Plan. Er bewirbt sich an seiner alten Schule, denn der bisherige Hausmeister ist gerade verstorben und der Posten damit frei. So kann Zeki nachts in Ruhe einen Tunnel zur Beute graben und tagsüber die Gegend erkunden.
Im Laufe der Zeit kommt Lisi dem Betrug von Zeki auf die Schliche. Anstatt den falschen Lehrer nun zu verpfeifen, tauscht Lisi mit ihm aber einfach die Klassen, denn die 10b ist der schlimmste Haufen der Schule und das musste Lisi bereits am eigenen Leib erfahren. Auch Frau Leimbach-Knorr (Uschi Glas), die bisherige Klassenlehrerin der 10b, hat ihre Erfahrungen mit dem Haufen gemacht und ist ab sofort in einer Kur. Also muss Zeki ran ob er nun will oder nicht.
Kritik:
Filmemacher Bora Dagtekin, der bereits für die erfolgreichen Comedy-Serien „Doctor’s Diary“ und „Türkisch für Anfänger“ schrieb und beim gleichnamigen Film auch Regie führte, hat hier einmal mehr sein Händchen und seine komödiantischen Fähigkeiten bewiesen. Das Ergebnis ist eine abgedrehte und zeitgemäße Geschichte, welche sogar teilweise die Probleme der heutigen Jugend anspricht. Charaktere mit hohem Widererkennungswert, flotte und unverhohlen offene Sprüche, einfache Wahrheiten unserer deutschen Gesellschaft und das alles ohne großes Palaver. Hinzu kommt das sinnlose und durchaus gefährliche Mobbing von Teenagern untereinander, die Gewalt gegenüber Schwächeren, das ebenso sinnfreie und nicht sonderlich hilfreiche Filmen mit dem Handy und das Besprühen von öffentlichem Eigentum. Die Kein-Bock-auf-Unterricht-Mentalität sowie die definitiv uncoolen Ziele der Jugendlichen, was ihre „berufliche“ Zukunft betrifft. Die Oberflächlichkeit im Teenager-Alter, der respektlose Umgang mit Lehrpersonal und der Druck einer jeden öffentlichen (!) Schule, was finanzielle Mittel für Bildung und Instandhaltung betrifft. All das wird aufgezeigt und angedeutet, jedoch nicht tiefgründig genug, was man bei einer Komödie auch nicht erwarten sollte. Stattdessen wird hier versucht, all die genannten Probleme in die Handlung mit einzubinden und als Mittel zum Zweck zu nutzen. Ob das der richtige Weg ist, spielt dabei keine große Rolle, hier funktioniert es jedenfalls.
So werden aus vermeintlichen coolen Teenies auch schon mal Wegbegleiter für sogenannte Nerds und die Direktorin drückt ein Auge zu, wenn es um das nötige Abitur des Aushilfslehrers geht. Auch die Sachbearbeiterin vom Jugendamt ist leicht zu beeinflussen und sogar betrunken zu machen und dann fährt sie auch noch mit dem Auto heim… Wer aber weiß, dass deutsche Jugendämter nicht so funktionieren, wie sie sollten, wird diese mit beiden Augen zwinkernde Darstellung der Mitarbeiterin durchaus wohlwollend genießen. Ansonsten sind ohnehin alle Hauptdarsteller perfekt gewählt und machen ihren Job einfach nur gut. Die Schüler nerven – aber das sollen sie auch. Die etablierten Schauspieler zeigen sich hier von ihrer humoristischen Seite und ergänzen sich hervorragend. Auch die Tatsache, dass die Hauptfigur mit seinen Schülern einen Drogenabhängigen und eine Hartz-4-Familie samt Nazi-Sohn zur Abschreckung der naiven Teens besucht, erscheint eine gute (und für den Zuschauer sehr witzige) Idee. Zudem zeigt man hier ein alternatives Ende für das Bühnenstück „Romeo & Julia“ und modernisiert auch sonst viel, was an vielen Schulen längst überholt scheint. Kein Wunder also, dass sich über sieben Mio Kinobesucher in Deutschland diesen Streifen zu Gemüte geführt haben und dass ein zweiter Teil im Jahr 2015 folgen soll.
Hintergrund:
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