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Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
***** ** *** ** **** *** **** ***** 86%
 

 
Die 10-jährige Laure gibt sich bei ihren neuen Spielkameraden als Junge aus, doch wie lange kann dieses Spiel gut gehen und ist es überhaupt nur Spiel? Auf der Berlinale uraufgeführtes und ausgezeichnetes, ruhiges und sehr natürliches Drama von Water-Lilies-Regisseurin Céline Sciamma.

Tomboy


Es sind Sommerferien, die Sonne scheint, die 10-jährige Laure (Zoé Héran) darf das erste Mal auf dem Schoß ihres Vaters das Auto lenken. Die Familie zieht gerade frisch in eine neue Gegend, doch dieses Mal wollen sie endlich länger dort wohnen bleiben. Laure spielt mit ihrer jüngeren Schwester Jeanne (Malonn Lévana), doch schaut sie auch sehnsüchtig den Nachbarskindern hinterher, die gemeinsam spielen gehen.

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Nach ein paar Tagen lernt Laure das Nachbarsmädchen Lisa (Jeanne Disson) kennen und stellt sich ihr als Michael vor. Tatsächlich geht sie mit ihren kurzen Hosen und kurzen Haaren als Junge durch. Lisa nimmt Michael mit zu den anderen Kindern, lässt ihn beim Spielen gewinnen, damit er akzeptiert wird. Bald bolzt er zusammen mit den anderen Jungs auf dem Fußballplatz. Auch zum Schwimmen im See lässt sich Laure etwas einfallen. Aber was wird aus Michael, wenn die Schulferien zu Ende sind?

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Die 1980 geborene Autorin-Regisseurin Céline Sciamma befasste sich in „Water Lilies“, ihrem ersten Spielfilm von 2007, mit jugendlichen Mädchen und deren ersten Liebschaften. Dieser Film wurde von der Presse gut aufgenommen. 2011 kam ihrem zweiten Spielfilm „Tomboy“ die Ehre zuteil, die Berlinale-Sektion Panorama eröffnen zu dürfen, und auch dieses Mal mochte die Presse ihn. Am Ende der Berlinale gewann Sciamma sogar den Teddy Jury Award sowie spätere weitere Festivalpreise in Turin, Philadelphia und San Francisco.

Es ist aber auch sehr leicht, „Tomboy“ zu mögen. Die ruhige Inszenierung besticht durch visuelle Einfachheit, Schönheit und Leichtigkeit. Die Spontaneität eines recht zügigen Drehs nutzend konnte Sciamma gerade den sehr jungen Darstellern eine frische Natürlichkeit entlocken, von der der Film lebt. Immer auf Augenhöhe mit den kindlichen Protagonisten gibt die Regisseurin dem Zuschauer die Gelegenheit, sich in die Welt Laures und ihrer Spielkameraden hineinzuversetzen. Dadurch umgeht Sciamma den wertenden Blick von Erwachsenen, was der Thematik des Films zuträglich ist. Die Reaktion der Mutter sowie Laures Spielkameraden ist schon Wertung genug.

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Andere Filme, wie „Boys Don’t Cry“, „Transamerica“ oder zuletzt „Romeos“, haben sich mit Transidentität bzw. Transsexualität unter Erwachsenen beschäftigt und ganz andere Probleme herausgestellt. In kindlichem Alter wird das Phänomen jedoch gerne als Spiel oder eine Phase abgetan und durch strengeres Aufdrängen von normgerechten Geschlechterrollen zu unterbinden versucht. Dabei wird selten Rücksicht auf die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes genommen. Ähnlich erging es auch dem jungen Protagonisten in „Mein Leben in Rosarot“ von 1997.

Im Film wird ähnlich wie in der Travestie sehr viel häufiger die Mann-zu-Frau-Konstellation dargestellt. Gerne wird dies auch für tuntige Klischees und demütigenden Humor verwendet. Vermutlich liegt es auch daran, dass knapp 90% aller Regisseure männlich sind. Die weibliche Sexualität gilt hingegen als unterdrückt und wird weniger ernst genommen. Entsprechend seltener ist die Thematisierung von Frau-zu-Mann-Transsexualität – das machte die Berlinale 2011 mit sowohl „Romeos“ wie auch „Tomboy“ so besonders.

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Die FSK hat „Tomboy“ ab 6 Jahren freigegeben und tatsächlich können Kinder wie Erwachsene großen Gefallen daran finden. Allerdings sei vorweg gesagt, dass die Reaktion von Laures Umfeld nicht die pädagogisch beste ist. Eigentlich empfiehlt sich als Vorfilm die Kurzdoku „Ik Ben Een Meisje!“, welche zeigt, wie relativ leicht das Leben eines transsexuellen Jugendlichen im richtigen Umfeld sein kann. Doch leider ist der Zugang zu Kurzfilmen nicht so einfach. Doch trotz pädagogischer Bedenken von unserem Autoren ist „Tomboy“ uneingeschränkt zu empfehlen.

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Fakten
Originaltitel:
Tomboy
 
deutscher Kinostart am:
03.05.2012
 
Genre:
Drama
 
Regie:
Céline Sciamma
 
Länge:
ca. 85 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 6 freigegeben
 
Kinoverleih:
Alamode
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(86%)
 
Texte:
Martin
 
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DatumUhrzeitSender
27.11.2023 ²) 00:05 One
10.08.2023 23:45 WDR
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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