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leer Green Book: Eine besondere Freundschaft


Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
*** *** **** * **** - **** ***** 72%
 

 
Im Amerika der 60er Jahre versucht der schwarze Musiker Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) ein Zeichen gegen den vorherrschenden Rassismus zu setzen. Dazu tourt er mit seinem weißen Chauffeur (Viggo Mortensen) durch die Südstaaten der USA. Die Erlebnisse lassen die beiden Männer bald enger zusammenrücken.

Green Book: Eine besondere Freundschaft
Tony Lip (Viggo Mortensen) und Don Shirley (Mahershala Ali) amüsieren sich auf ihrem gemeinsamen Road Trip.


Tony Vallelonga, genannt Lip (gespielt von Viggo Mortensen), ist als Angestellter in einem Nachtclub Gewalt und Kriminalität nicht fremd. Als er seinen Job verliert und über Nacht als „Fahrer“ des berühmten Dr. Shirley (Mahershala Ali) dafür sorgen soll, dass dieser pünktlich zu seinen Konzertterminen erscheint, erlebt er jedoch eine ihm bis dahin fremde Form alltäglicher Gewalt. Der exzentrische Musiker und Dr. der Psychologie, Don Shirley, hat eine Mission: Er will mit den Vorurteilen gegen Schwarze aufräumen. Er selbst gibt sich weltfremd und intellektuell mit Blick auf die richtigen Werte im Leben.

Tony Lip, selbst nicht vorurteilsfrei, übernimmt die Aufgabe, den Spagat zwischen den pragmatischen Anforderungen der Plattenfirma, den Idealen des von ihm verehrten Musikers und den vorherrschenden Rassenunterschieden möglichst unbeschadet zu vollbringen. Dass er sich selbst in der Gefahr befindet, Opfer des allgegenwärtigen Rassismus zu werden, kann er sich auch im Entferntesten nicht vorstellen. Denn bei aller ausgesuchter Freundlichkeit ihrer Gastgeber und trotz einiger Geschmacklosigkeit dieser scheint er nicht auf eine Außenwelt vorbereitet, die nicht nur „Not amused“ von der Tatsache ist, dass Schwarze die Öffentlichkeit zurückerhalten sollen – sie sind sogar bereit, dies mit Gewalt, die auch vor Mord nicht zurückschreckt, zu verhindern!

Green Book: Eine besondere Freundschaft
Don Shirley vor einer einfachen Unterkunft.


Der Titel „Green Book“ ist angelehnt an den sogenannten Reiseführer für Schwarze, die in den von Rassismus dominierten Süden der Vereinigten Staaten reisen wollen. Er weist den „Reisenden“ angemessene Unterkünfte und Lokalitäten zu und spielt damit geschickt mit der Zeit, in der der Film spielt: die sogenannte Jim-Crow-Ära, eine Verfassung, in der die Rassentrennung durch den Obersten Gerichtshof ausdrücklich als verfassungskonform bestätigt war. Das äußerte sich vor allem durch die sogenannte „getrennt, aber gleichwertig“ Formulierung, eine Phrase, die in der Realität Inbegriff der täglichen Erniedrigung der schwarzen Bevölkerung in Amerika war.

Dass es auch ein Rassismus unterhalb der unverblümten Zurschaustellung von Verachtung und Gewalt gegen Minderheiten ist, ist ebenfalls Thema des Films – am Ende lautet die Botschaft: Gewalt ist eine Spirale, die niemanden auslässt.

Green Book: Eine besondere Freundschaft
Tony schreibt seiner Frau einen Brief und wird von Don Shirley unterstützt.

Wer allerdings eine Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu spüren erwartet, die als leidenschaftlicher Appell gegen Apartheit und jede Form von Diskriminierung von Minderheiten gelten könnte, wird enttäuscht. Die Szenen sind deutlich entschärft und die Kritik – der Retter ist wieder ein Weißer – ist durchaus gerechtfertigt. Auch legt der Film weniger Wert auf die Regularien im Alltag zwischen Schwarz und Weiß als vielmehr auf die Freundschaft und Familie der beiden Darsteller und einige unfreiwillig komische „Vorlieben“ in kultureller Hinsicht. Was wohl als Metatext gedacht war, verkommt zwei Szenen weiter zum Vulgären.

Dem Rezensenten ist darüber hinaus die gespielte Dualität zu dick aufgetragen – zu charakteristisch sind die intellektuellen Unterschiede, zu oft liegt der Lacher dann auf Seiten des Lebenbejahenden.

Green Book: Eine besondere Freundschaft
Don Shirley und seine Band treten auf der Tournee vor wohlhabendem weißem Publikum auf.

Auch nicht neu ist die Kritik an den Intellektuellen, die ihre vorhandenen Möglichkeiten nicht ausschöpfen. Zu gering gesehen wird das menschliche Opfer, dass der Musiker unter Selbstverneinung bringen muss.

Am Ende wird dann – leider nur im Film – alles gut, der Schwarze taut im Schnee des Weihnachtsabend unter der Herzlichkeit der Familie seines Freundes auf und der Abspann verweist auf eine lebenslange Freundschaft; leider verschweigt er die nicht unwesentliche Tatsache, dass die Gesetze erst durch den Civil Rights Act 1964 und die Voting Rights Act 1965 überstimmt wurden.

Green Book: Eine besondere Freundschaft
Tony Lip und Don Shirley sind nicht immer der gleichen Meinung.

Für alle Bilder gilt:
© 2018 eOne Germany

Green Book: Eine besondere Freundschaft

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Fakten
Originaltitel:
Green Book
 
deutscher Kinostart am:
31.01.2019
 
auf DVD/Blu-ray ab:
19.06.2019
 
Genre:
Tragikomödie / Biographie
 
Regie:
Peter Farrelly
 
Länge:
ca. 125 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 6 freigegeben
 
Kinoverleih:
eOne
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Marcus(72%)
 
Texte:
Marcus
 
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Synchronsprecher

SchauspielerSynchronsprecher
Viggo MortensenJacques Breuer
Mahershala AliMatti Klemm
Linda CardelliniDascha Lehmann

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TV-Termine

DatumUhrzeitSender
29.03.2024 21:50 One
09.03.2024 21:50 WDR
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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