Der Ghostwriter |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | ** | **** | *** | **** | * | ***** | ***** | 89% |
Inhalt:
Als ein Wagen die Fähre nicht verlässt, ahnt die Polizei nichts Gutes. Wenig später wird eine Leiche am Strand angespült. Offenbar war der Fahrer im Alkoholrausch über Bord gegangen – ob Unfall oder Selbstmord bleibt ungeklärt. Da der Mann aber für den ehemaligen britischen Premierminister Adam Lang (Pierce Brosnan) an dessen Memoiren gearbeitet hatte, muss nun schnell Ersatz her, da die Buchrechte bereits verkauft und das erscheinen des Buches angekündigt wurde und der offizielle Autor ja noch lebt. Die Wahl des neuen Ghostwriters fällt auf einen namenlosen Protagonisten (Ewan McGregor), der bereits durch einige Referenzen auf diesem Gebiet überzeugen konnte. Obwohl der neue „Ghost“ nicht begeistert davon ist, in den Staaten in Langs Ferienhaus zu arbeiten, willigt er ein.
Doch die Arbeit des Ghostwriters steht direkt von Anfang an unter keinem allzu guten Stern. Erst rauscht er mitten in eine Ehekrise hinein. Dann darf er nur eine gedruckte Kopie des bisherigen Manuskripts lesen und bearbeiten. Und schließlich gerät Adam Lang durch einen Prozess wegen vermeintlicher Kriegsverbrechen vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag in Bedrängnis. Er wird sogar genötigt, eine persönliche Erklärung des Ex-Premiers zu verfassen.
Kritik:
Diese Buchverfilmung zeichnet sich durch atmosphärische Dichte und überzeugende schauspielerische Leistungen aus. Das regnerische Wetter auf der Insel, die Kulisse des Ferienhauses, das mit Betonwänden und Glasfronten jegliche Gemütlichkeit vermissen lässt und sich dennoch zu einem romantischen Abendessen im Kerzenschein herrichten lässt, die zahlreichen Einstellungen des Leuchtturms (meist durch Wolken hindurch) und vor allem die leichte Verfremdung der Farben erzeugen in "Der Ghostwriter" eine intensive Stimmung. Passend dazu gelingt Ewan McGregor mit intensivem Spiel und seiner mit Abstand besten Leistung seit "Big Fish" eine gelungene Darstellung des Ghostwriters. Die Auswahl von Pierce Brosnan für die Rolle des Ex-Premiers erweist sich zudem als geschickter Schachzug: Das gute Image von Brosnan (bzw. den zahlreichen von ihm in seinen bisherigen Filmen verkörperten Charakteren) überträgt sich auf seine jetzige Rolle und man zweifelt gemeinsam mit dem Ghostwriter, als sich erste Hinweise andeuten. Hieran erkennt man auch, mit welcher Genauigkeit Roman Polanski auf die Perspektive seines Films geachtet hat. Man erlebt den ganzen Film (mit Ausnahme der Eröffnungssequenz und der letzten Minute) vollständig aus der Perspektive des Ghostwriters. Dabei zieht der Regisseur alle ihm zur Verfügung stehenden Register: Schnitt, Bild, Ton – hier passt alles. Die Kamera folgt dem Ghostwriter ins Bad, wenn dieser ein Handtuch holt, man hört Gesprächsfetzen durch die geschlossene Tür, man erfährt Rahmenzusammenhänge so, wie der Ghostwriter sie ergoogelt.
"Der Ghostwriter" wurde von Roman Polanski in durchweg hohem Tempo inszeniert, es gibt keine einzige überflüssige Szene, keinen Dialog der nicht im Zusammenhang notwendig wäre. Durch geschickten Einsatz von Musik wird die Spannung im Filmverlauf gesteigert. Spiegelperspektiven und die Emotionen in McGregors Mine verhelfen einer an sich unspektakulären Verfolgungsjagd zu starker Wirkung. Gerade im letzten Drittel kann der Film daher voll und ganz überzeugen.
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