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Um nicht ins Familienunternehmen einsteigen zu müssen, will sich Tommaso (Riccardo Scamarcio) vor seiner konservativen Familie als schwul outen, doch sein Bruder kommt ihm zuvor. Ferzan Ozpeteks neuer Film ist eine eher laue Sommerkomödie mit einigen Schwächen.
Ein schöner Tag am Meer: Tommaso (Riccardo Scamarcio, rechts), Alba (Nicole Grimaudo) und Marco (Carmine Recano, links).
Inhalt:
Tommaso Cantone (Riccardo Scamarcio) hat in Rom nicht BWL studiert, wie er seinen Eltern weisgemacht hat, sondern Literatur und er möchte Schriftsteller werden. Im Sommer kehrt er zu seiner Familie zurück, die eine große Pastafabrik unter dem Familiennamen führt. Tommasos Vater Vincenzo (Ennio Fantastichini) möchte, dass seine Söhne neben der Familie Brunetti die Teilhaber der Firma werden.
Tommaso will die Fabrik aber gar nicht übernehmen. Nun endlich will er sich durchringen und seiner Familie die Wahrheit sagen – die ganze Wahrheit, auch dass er schwul ist. Tommaso hofft darauf, dass sein Vater ihn nach seinem Coming-out enterbt. Seinem Bruder Antonio (Alessandro Preziosi) vertraut er sich als erstes an, denn er soll Tommasos Anteil an der Firma übernehmen.
Dass man sein Geheimnis am wirkungsvollsten beim gemeinsamen Familienessen lüftet, wissen wir seit "Das Fest".
Beim gemeinsamen Abendessen mit den Brunettis will Tommasos die große Bombe platzen lassen. Als er das Wort ergreifen möchte, beginnt Antonio eine Geschichte zu erzählen, die Geschichte einer schwulen Liebe zwischen einem entlassenen Mitarbeiter und ihm selbst. Erst hält die Familie es für einen Scherz, doch dann wirft Vincenzo Antonio aus dem Haus, wie Tommaso es für sich geplant hatte.
Wegen der Aufregung erleidet Vincenzo einen Herzinfarkt und fürchtet das Gerede der Leute. Auch wenn Tommaso das nicht passt, will er seiner Familie jetzt nicht auch noch sein eigenes Coming-out aufbürden. Deswegen arbeitet er im Familienunternehmen an der Seite von Alba Brunetti (Nicole Grimaudi), der neuen Geschäftspartnerin, die sich in ihn verguckt. Doch dann kommt Tommasos Partner Marco (Carmine Recarno) mit Freunden zu Besuch, um ihn zu retten.
Können Tommasos Freunde vertuschen, dass sie schwul sind?
Kritik:
Die leichte Sommerkomödie "Männer al dente" vom Wahlitaliener Ferzan Ozpetek lebt von ihrem Italienflair und den recht schrulligen Charakteren, wie z.B. den schwulen Freunden oder der trinkfreudigen Tante, die ihren geheimen Liebhaber zu vertuschen sucht, indem sie lautstark von einem Einbrecher kündet. Das Publikum – besonders das heterosexuelle – genoss die schwule Geschichte in diesem Kinosommer. Auch wenn der Film mit ein paar Überraschungen und einfühlsamen Momenten aufwartet, hat er doch mehrere Schwächen.
Natürlich ist es im katholischen Italien schwierig, sich zu seiner Homosexualität zu bekennen; noch schwerer ist es, aus dieser Rahmenhandlung etwas Neues herauszuholen. Es ist also nachvollziehbar, dass Tommaso seiner Familie nicht auch noch sein Coming-out aufbürden will. Dass er aber ohne Protest seinem Bruder zusieht, wie dieser seinen Plan zunichtemacht, ist ein unglaubwürdiger Ausgangspunkt für die weiteren Verwicklungen. Zudem wirkt Riccardo Scamarcio lustlos mit seiner starren Miene. Obwohl sich Ozpetek um Beschwingtheit bemüht, ist dies an seinem Hauptdarsteller vorbeigegangen.
Bitte recht freundlich!
Wirklich lustig ist die Komödie "Männer al dente" leider nicht. Die Charaktere sind zwar spleenig, entlocken aber eher ein müdes Lächeln als ein herzliches Lachen. Die schwulen Freunde, die bei Tommasos Familie versuchen, möglichst männlich aufzutreten, sind sehr abgegriffen. Am schmählichsten trifft es die Großmutter (gespielt von der reizenden Ilaria Occhini). Anfangs scheint sie eine wichtige Rolle einzunehmen, doch dann tritt sie bis zum Ende eher in den Hintergrund. Warum Tommaso nicht die Gelegenheit wahrnimmt, sich wenigstens ihr gegenüber zu outen, als sie unter vier Augen reden, ist ein weiteres Rätsel in Ozpeteks kalkulierter Geschichte. Auch dass Tommaso Albas romantischen Anwandlungen zu ermutigen scheint, wirkt eher vom Autor und Regisseur aufgepfropft als für den Charakter schlüssig.
Wie die Figuren ist auch die Darstellung Italiens eher ein Klischee. Die heile Familienwelt geht nur in der Geschichte zu Bruch, die schön gefilmte Stadt bleibt makellos und reduziert: auf italienisches Abendessen, sonniges Wetter und schöne Menschen. Wirklich berühren kann der Film nicht, weil er emotional unentschlossen ist und nicht den Kern der Sache trifft.
Alba möchte Tommaso näher kommen...
Hintergrund:
- Die DVD wie die Blu-ray von "Männer al dente" wartet mit einer Stunde Bonusmaterial auf: zwei Making-ofs, geschnittene Szenen, ein Musikvideo, Filmimpressionen und Kinotrailer.
- "Männer al dente" ist Ozpeteks achter Spielfilm nach bekannten Titeln wie "Hamam – Das türkische Bad", "Die Ahnungslosen" und "Saturno contro".
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Fakten |
Originaltitel: Mine vaganti
deutscher Kinostart am: 15.07.2010
Genre: Komödie
Regie:
Ferzan Ozpetek Länge: ca. 112 Minuten FSK der Kinofassung: ab o.A. freigegeben Kinoverleih: Prokino, Fox
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(64%)
Texte: Martin
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30.06.2019 |
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