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Die jugendlichen Kinder eines lesbischen Paares (Julianne Moore und Annette Bening) treffen ihren biologischen Vater (Mark Ruffalo) und bringen damit das Familiengefüge durcheinander. Gewitzter Film über alternative Familienentwürfe. Sorgte für Furore auf dem Sundance-Festival und gewann zu Recht auf der Berlinale den Teddy.
Laser (Josh Hutcherson, rechts) möchte über seine Schwester Joni (Mia Wasikowska) seinen biologischen Vater treffen...
Inhalt:
Sie leben in einem schönen, südkalifornischen Vorstadthaus, sind seit Jahrzehnten ein festes Paar und ihre beiden Kinder sind schon fast erwachsen: die 18-jährige Joni (Mia Wasikowska) wird nach dem Sommer aufs College gehen und Laser (Josh Hutcherson) ist immerhin auch schon 15.
Nun möchte Jules (Juliane Moore), die für die Kinder ihren Job aufgeben musste, endlich wieder ihre Arbeit als Landschaftsarchitektin aufnehmen. In Vorbereitung kauft sie ein Auto und Werkzeug. So unterstützend ihre feste Lebenspartnerin, die Ärztin Nic (Annette Bening), auch zu sein vorgibt, scheint sie die Notwendigkeit für Jules' Berufstätigkeit nicht ganz zu sehen.
...ohne dass seine beiden Mütter (Annette Bening und Juliane Moore) davon erfahren.
Weil Lasers Schwester doch bald aus dem Haus ist, muss Joni ihm noch schnell einen Gefallen tun: sie ist volljährig, und soll deswegen bei der Samenbank nach der Identität ihres Samenspenders fragen. Laser, der nur unter Frauen aufgewachsen ist, möchte endlich seinen biologischen Vater kennen lernen. Und wie biologisch der ist! Paul (Mark Ruffalo) ist der relaxte Besitzer eines Restaurants, in dem Gemüse aus eigenem Öko-Anbau verarbeitet wird.
Nach ihrem Treffen mit Paul ist nicht Laser, sondern Joni völlig begeistert von ihrem biologischen Vater. Bei zwei Müttern bleibt es jedoch nicht lange ein Geheimnis, dass die Kinder den Samenspender getroffen haben. Während Nic jeden Kontakt mit ihm ablehnt, ist Jules wesentlich offener. Als sie Paul schließlich zum Abendessen einladen, bietet Paul Jules sogar ihren ersten großen Auftrag in seinem Garten an…
Jonis und Lasers Vater Paul (Mark Ruffalo) ist ein ziemlich entspannter Typ.
Kritik:
Was genau ist Familie im neuen Jahrtausend? Das verhandelt Autorin-Regisseurin Lisa Cholodenko, die bereits 1998 mit "High Art" einen Klassiker des lesbischen Kinos geschaffen hat. Zusammen mit Ko-Autor Stuart Blumberg, der schon mal Samen spendete, hat die lesbische Kalifornierin Cholodenko ein witziges wie berührendes Drama geschaffen, indem Familie alles andere ist, als es die christlich-orthodoxe Heteronorm vorschreibt.
Cholodenko begann das Projekt bereits 2006 und überraschenderweise hat sich in der Zwischenzeit niemand anderes dieses brachliegenden Themas angenommen. Dabei hatten es Sharon Stone ("Basic Instinct") und Ellen DeGeneres bereits 2000 in einem Abschnitt des HBO-Episodenfilms "Women love women" thematisiert – allerdings ging es bei Stone und DeGeneres damals um Spenderwahl und Befruchtung. Cholodenko erschafft sozusagen ein Sequel, das fast 20 Jahre später spielt.
Doch das gemeinsame Essen mit beiden Müttern bringt ihrer aller Leben durcheinander.
Für ihren Independent-Film (Budget von nur 4 Mio. Dollar) hat Cholodenko große Hollywoodnamen gewinnen können. Die mehrfach für den Oscar nominierten Schauspielerinnen Juliane Moore ("Magnolia") und Annette Bening ("American Beauty", "Mars Attacks!") sind äußerst glaubwürdig, ebenso wie Mark Ruffalo ("Shutter Island", "Vergiss mein nicht"). Zudem kann Mia Wasikowska endlich mehr Talent beweisen als in "Alice im Wunderland".
Sie alle versuchen sich in ihrer filmischen Patchwork-Familie zurechtzufinden, welche durch Paul völlig aus der Balance gerät. Es geht um die kleinen und wichtigen Punkte in Partnerschaften, im Familienalltag und in der Liebe. Schön pointiert und erfrischend ist "The Kids Are All Right" geworden, vielleicht ein bisschen vorhersehbar, aber dennoch schön wendungsreich. Besonders hervorstechend ist, dass Cholodenko nicht davor scheut, die kleinen Irrationalitäten ihrer Charaktere stehen zu lassen. Kein Wunder also, dass der Film bei der Berlinale 2010 mit dem Teddy ausgezeichnet wurde.
Autorin-Regisseurin Cholodenko (Mitte) mit Juliane Moore und Annette Bening.
Hintergrund:
- Juliane Moore und Mark Ruffalo haben bereits in Die Stadt der Blinden Seite an Seite gespielt.
- Juliane Moore ist im schwul-lesbischen Kino keine Unbekannte: Zuletzt spielte sie in A Single Man den besten Freund eines schwulen Professors (für den Oscar nominierte Darstellung von Colin Firth); in Pippa Lee verkörperte sie die lesbische Verführerin Kat; und im 4-fach für den Oscar nominierten Dem Himmel so fern führte Moores Filmehemann ein schwules Doppelleben.
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Fakten |
Originaltitel: The Kids Are All Right
deutscher Kinostart am: 18.11.2010
Genre: Dramödie
Regie:
Lisa Cholodenko Länge: ca. 107 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Universal
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(85%)
Texte: Martin
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