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Prinz Albert (Colin Firth) hat ein Problem: er stottert unkontrollierbar. Einzig ein ärmlicher, zwangloser Bürger (Geoffrey Rush) kann dem Thronfolger helfen und wird zu einem unwahrscheinlichen Freund. Humorvolles und bewegendes Historiendrama mit unglaublicher Schauspielleistung. Cineclub-Filmtipp!
Prinz Albert (Colin Firth) soll 1925 zur Kolonialausstellung eine Rede im Wembley Stadium halten.
Inhalt:
Prinz Albert Frederick Arthur George, Duke of York (Colin Firth) ist froh, dass sein älterer Bruder Edward (Guy Pearce) Anwärter auf den britischen Thron ist. Denn selbst als Zweitgeborener fühlt sich Albert nicht wohl mit dem Druck, den sein Vater ausübt. Der alternde König George V. (Michael Gambon) nutzt die neue Technik des Radios, um all seine Untertanen zu erreichen. Auch von seinen beiden Söhnen erwartet der König, dass sie öffentlich sprechen. Doch da liegt Alberts Problem: seit seiner Kindheit stottert er.
Zusammen mit seiner mitfühlenden Frau Elizabeth (Helena Bonham Carter) hat Albert bereits alle Sprachlehrer aufgesucht, doch keiner konnte ihn von seinem Sprachfehler heilen. Als sich Albert in sein Schicksal ergeben will, sucht Elizabeth heimlich einen weiteren Therapeuten in einem heruntergekommenen Viertel auf: der Australier Lionel Logue (Geoffrey Rush) ist Alberts letzte Hoffnung. Doch Logues unorthodoxe Methoden und saloppe Art überzeugen den Prinzen nicht.
Lionel Logue (Geoffrey Rush) soll Albert von seinem Stottern kurieren.
Erst als Logue dem Prinzen beweisen kann, dass seine Sprachprobleme nicht mechanischer Art sind, lässt sich Albert auf Logues Therapie ein. Diese beinhaltet, dass sich Logue und der Prinz auf gleicher Ebene begegnen und er nennt den Prinzen fortan Bertie. Des Prinzen Bedingung ist, dass niemand erfährt, dass er Logues Patient ist. Tatsächlich zeigt der beharrliche Sprechunterricht schon bald Erfolge, vor allem als Albert seine unterschwelligen Gefühle zu artikulieren beginnt.
Aus der engen Zusammenarbeit entwickelt sich eine vertraute Freundschaft zwischen dem Prinzen und seinem Lehrer. Bald wird sein Bruder Edward König, doch vernachlässigt er die Staatsgeschäfte, insbesondere die wachsende Bedrohung durch Hitler, und schmiedet lieber Hochzeitspläne mit der zweifach geschiedenen Wallis Simpson (Eve Best). Dies macht es wahrscheinlich, dass Albert noch vor Edwards Tod Thronnachfolger werden könnte, doch dieser Druck belastet die Sprecherfolge und die Freundschaft mit Lionel.
Der alternde König George V. (Michael Gambon) bei einer Weihnachtsrede.
Kritik:
Ein Jahr nach seiner Oscar-Nominierung für seine Rolle in Tom Fords „A Single Man“ ist Colin Firth nun der Academy Award für seine Hauptrolle in „The King’s Speech“ so gut wie sicher. Seine Darstellung des eingeschüchterten, unterschwellig zornigen, aber gefühlskontrollierten Königs Georg VI. ist souverän, nuanciert und brillant. Ein Film über einen stotternden König? Klingt erst einmal unspannend oder lächerlich, doch ist „The King’s Speech“ ein unterhaltsames und bewegendes Meisterwerk - nicht nur wegen Firth.
Das Drehbuch stammt von David Seidler, der nach Zeichentrick-Einerlei („Das magische Schwert - Die Legende von Camelot“) ein unerwartetes, spätes Meisterwerk vorlegt. Er nimmt die Behinderung als Ausgangspunkt, um tief in eine außergewöhnliche Freundschaft einzutauchen. Auch wenn einige Witze auf Kosten der britischen Monarchenfamilie gehen, sind die Adligen hier warme, echte Menschen. Das sehr verhaltene Bild der Windsors, wie es auch sehr unterkühlt in „The Queen“ gezeigt wurde, ersetzt „The King’s Speech“ durch Emotionen, süffisanten Humor und die Erkenntnis, dass auch Monarchen Schauspieler sind.
Albert und Lionel bei einer Sprechübung mit moderner Technik.
Auch alle anderen Aspekte des Filmes können bei den Oscar-Nominierungen nicht übersehen werden: die bis zur kleinsten Nebenrolle herausragende Besetzung, die sehr genaue 30er-Jahre-Ausstattung und Kostümierung in diesem Epochenfilms wie auch die gelungene Regieleistung von Tom Hooper (Mini-Serie „Elizabeth I.“, „The Damned United“). Das alles schreit förmlich nach Oscar-Erfolg.
Neben Firths strahlender Leistung können sich auch Geoffrey Rush („Shine“, „Shakespeare in Love“, „Fluch der Karibik“) und die Britin Helena Bonham Carter behaupten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Rush sich Chancen auf einen zweiten Oscar ausmalen kann, für Carter könnte es der erste Goldjunge werden, so gut sind auch diese beiden.
Alberts Frau Elizabeth (Helena Bonham Carter) unterstützt ihn bedingungslos.
Carter ist ja für ihr ungewöhnliches Aussehen und ihre bizarren Rollen bekannt: „Wiedersehen in Howards End“, „Mary Shelleys Frankenstein“, „Fight Club“, „Sweeney Todd“. Doch bei Filmpreisen ist sie häufig übersehen worden. In „The King’s Speech“ ist sie überraschend stilvoll und zurückhaltend. Die humorvollen Wortgefechte sind dem gegensätzlichen und sich doch ergänzenden Duo Firth und Rush vorbehalten.
Einzig Guy Pearce („Priscilla – Königin der Wüste“, „Memento“, „The Hurt Locker“) kommt in diesem Ensemble relativ blass rüber. Einerseits wirkt er nicht besonders britisch – er ist zwar in England geboren, aber in Australien aufgewachsen. Andererseits kommt seine Rolle etwas zu kurz und seine Ausstrahlung verliert sich an Firths Seite.
Guy Pearce spielt König Edward VIII.
Hintergrund:
- Die lange Filmographie des 1960 geborenen, britischen Schauspielers Colin Firth umfasst neben vielen kleineren auch sehr erfolgreiche Filme: Das Bildnis des Dorian Gray, „Mamma Mia!“, Bridget Jones, Eine zauberhafte Nanny, „Tatsächlich… Liebe“, Das Mädchen mit dem Perlenohrring, und „Der englische Patient“.
- „The King’s Speech“ war bei den Golden Globes siebenfach nominiert, aber am Ende gewann der Film nur eine Trophäe für Colin Firth als Bester Hauptdarsteller in einem Drama. Somit wird sein Oscar-Gewinn umso wahrscheinlicher.
- Weitere Nebenrollen in „The King’s Speech“: Michael Gambon (Prof. Dumbledore in der Harry-Potter-Reihe) als König George V.; den Erzbischof Cosmo Lang spielt Derek Jacobi (Gladadiator, „Hamlet“ (1996)); Winston Churchill wird von Timothy Spall verkörpert (Lemony Snicket, Wormtail in der Harry-Potter-Reihe); Claire Bloom („Kampf der Titanen“ (1981), „Geliebte Aphrodite“) spielt Königin Mary; und nicht zuletzt hat Jennifer Ehle („Das Gesetz der Ehre“, „Oscar Wilde“, Sunshine) als Logues Ehefrau Myrtle einen wunderbaren Moment, als sie das erste Mal dem König begegnet.
Timothy Spall verkörpert Winston Churchill.
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Fakten |
Originaltitel: The King's Speech
deutscher Kinostart am: 17.02.2011
Genre: Historiendrama
Regie:
Tom Hooper Länge: ca. 118 Minuten FSK der Kinofassung: ab o.A. freigegeben Kinoverleih: Senator, Central
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(95%)
Texte: Martin
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Synchronsprecher
Schauspieler | Synchronsprecher |
Colin Firth | Tom Vogt |
Geoffrey Rush | Wolfgang Condrus |
Helena Bonham Carter | Melanie Pukaß |
TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
24.11.2024 |
23:35 |
ARD |
06.01.2020 |
23:10 |
HR |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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