Känguru-Chroniken als Film: Nicht jeder Bucherfolg muss verfilmt werden
Sowohl als Podcast, auf der Bühne oder als Buchreihe konnten die Känguru-Chroniken große Erfolge feiern. Marc-Uwe Klingt hat es geschafft, die Geschichten rund um ein kommunistisches Känguru und ein Alter Ego des Schöpfers Marc-Uwe Kling zum Kassenschlager zu machen. Anfang des Jahres entschied man sich, das schräge Duo auch in die Kinos zu bringen. Der Autor selbst hat an den Dreharbeiten mitgewirkt, Regie führte Dani Levy. Wir verraten, ob der Kinofilm mit den erfolgreichen Büchern mithalten kann.
© X Filme, X Verleih
Wie alles beginnt: Klings Alter Ego trifft auf das Känguru
Der Film startete am 5. März in Deutschlands Kinos und konnte sowohl in großen als auch kleinen Sälen geschaut werden. Vom Casino Filmtheater Aschaffenburg bis hin Cinemaxx und diversen Independent-Kinos freuten sich viele Anbieter, den Film in ihren Locations zeigen zu können.
Bevor der Film richtig startet, diskutieren Marc-Uwe Kling und sein Känguru quasi aus dem Off, wie genau sie planen, ihre Geschichte erzählen zu wollen. Wie gewohnt gibt es Reibereien zwischen den beiden, was für erste Lacher sorgt. Im Anschluss sehen wir das Känguru und Marc-Uwe Kling, der wie gewohnt meist in seinem Schlafanzug auftaucht und sein Leben nicht so richtig im Griff zu haben scheint. Das Känguru hat diverse Spleens und ist überzeugter Kommunist – Fans der Buchreihe dürfte auch diese Tatsachen bekannt vorkommen. Irgendwie schafft es die seltsame WG dann, ein gemeinsames Leben zu organisieren. Ärger lässt aber natürlich auch nicht lange auf sich warten: Passend zum Kommunismus-Thema plant ein böser Immobilienhai, den Kreuzberger Kiez, in dem die beiden Leben, zunichte zu machen. Im Görlitzer Park soll dann der „Dwigs Tower“ entstehen, eine eindeutige Spitze in Richtung Trump.
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Der Film übernimmt viele Buch-Elemente. Das beginnt bei dem Plan des Kängurus, Eierkuchen zu backen, obgleich ihm dafür die wichtigsten Zutaten fehlen. Auch lustige Wortwitze gehören dazu. Wer vorher noch nie von den Känguru-Chroniken gehört hat, der wird aber ganz schnell feststellen, ob man humortechnisch mit Kling auf einer Wellenlänge ist oder nicht. Der Zuschauer darf sich außerdem auf diverse regierungskritische Äußerungen freuen, etwa, dass gesunder Patriotismus nach einem gutartigen Tumor klinge.
Dimitrij Schaad spielt Marc-Uwe Kling
Am Anfang erklärt das Känguru, dass Marc-Uwe sich auf keinen Fall selbst spielen dürfe. Dafür fehle es ihm einfach an Talent. Auch das passt zu der Kritik am schluffigen Alter Ego von Marc-Uwe, denn das andere Ich des Schriftstellers wird immer wieder vom Känguru runtergemacht.
Stattdessen übernimmt also Dimitrij Schaad die Aufgabe und schafft es tatsächlich gut, in die Rolle des sogenannten „Kleinkünstlers“ zu schlüpfen, der immer genervt vom Känguru ist – irgendwie aber doch nicht ohne kann. Auch Rosalie Thomass schlägt sich gut, obwohl sie vergleichsweise kurze Szenen spielt.
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Kein Besteller bleibt unverfilmt
Die Idee, Marc-Uwe und das Känguru auf die Kinoleinwand zu bringen, lag nahe. Kaum ein Bestseller kommt in Deutschland umhin, auch in Form eines Films umgesetzt zu werden. Leider zeigt sich aber immer wieder, dass die Verfilmung eines erfolgreichen Buches, oder in diesem Falle einer Reihe, nicht immer eine Garantie für selbigen Erfolg eines Filmes ist. Man merkt durchaus, wie viel Liebe in den Film geflossen ist. Sowohl die Schauspieler als auch Regie und der Autor selbst geben sich größte Mühe, den Wortwitz aus den Büchern und die Situationskomik auf die Leinwand zu bringen. Schaad schafft es etwa, mit seinem Schlabberlook die Version von Marc-Uwe zu verkörpern, die sich der Leser vorgestellt hat. Trotzdem lassen sich all die ironischen Gedanken und Erzählungen, die wir im Buch so schätzten, auf der Leinwand nicht darstellen. Ein altbekanntes Problem, denn mehr als die Mimik bleibt dem Schauspieler in diesem Falle nicht.
Auch beim Känguru hapert es hier und da: Das Känguru wahrhaftig vor der Wohnungstür Marc-Uwe Klings zu sehen, wirkt merkwürdig. In Buchform ist das lustig und skurril, man fragt sich, ob er sich das Känguru nicht vielleicht einfach einbilde. Steht es aber tatsächlich vor der Tür, so ergibt sich diese Mischung zwischen Selbstverständlichkeit und dem „Moment mal, wie geht das denn?“-Gedanken beim Zuschauer einfach nicht. Beim Lesen dagegen bewegen wir uns automatisch zwischen den Welten und überlassen die Details unserer Fantasie. Auch die einzelnen Handlungen des Kängurus wirken in Gedanken deutlich besser, manchmal wirkt das Känguru im Film einfach nur seltsam und zu bemüht.
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Zwar hat Kling sein Bestes gegeben und das Drehbuch selbst verfasst, doch an die Buchreihe kommt der Kinofilm einfach nicht heran. Wie bei einem Casino mit Bonus – meist ein Einzahlungsbonus. Das ist einfach nicht dasselbe wie kostenlose Freispiele, die so manches Online Casino vergibt. Das Ganze wirkt stellenweise sehr mainstream und weniger anarchistisch und frech, als wir das Känguru eigentlich kennen und lieben. Auch die Story passt zwar irgendwie, ist aber am Ende doch relativ flach. Das liegt nicht zuletzt auch wieder daran, dass die Gedanken und Konversationen auf der Leinwand einfach nicht so funktionieren wie in den Büchern. So wirken die Figuren dann alles in allem eher platt, was sich etwa in den armen Kreuzbergern, dem Türken im Späti oder Omas in Raucherkneipen niederschlägt. Und zwischen all dem wuselt dann noch Marie herum, gespielt von Rosalie Thomass, denn die Lovestory darf beim kommerziellen Kinofilm ja auch nicht fehlen. Das erinnert dann doch wieder ziemlich an Til Schweiger und Matthias Schweighöfer – zwei Schauspieler, die wir einem Genre zuordnen, das doch so gar nicht zum kritischen Känguru und dem ironischen Marc-Uwe Kling passt.
Langweiliger Filmplot und ein paar freche Wortwitze
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass das Känguru großartig animiert wurde! Dabei hat man sich auch hier den Witz nicht nehmen lassen, dass das Känguru habe sich dazu überreden lassen, sich selbst zu spielen. Dabei eine Rolle spielten einige Schnapspralinen, die zuvor vertilgt wurden. Rein grafisch ist die Leistung also solide, und auch Schaad hat sich größte Mühe gegeben, dem echten Marc-Uwe Kling ein würdiger Ersatz zu sein.
Trotzdem kann der Film nicht mit den Büchern mithalten. Die Story passt zwar zu den Charakteren, ist aber dennoch eher langweilig und uninspiriert. Ein paar gute Szenen gibt es dennoch, stellenweise kommt das anarchistische Känguru gut zur Geltung. Allerdings wirkt alles zu gewollt und die tollen Gedanken, die Marc-Uwe Kling so großartig niederzuschreiben weiß und die den Leser immer wieder zum Lachen und Nachdenken bringen, sind in einem Film einfach nicht umzusetzen.
(Kai)
© X Filme, X Verleih
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