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Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
*** *** *** ** **** **** ** **** 75%
 

 
Die besten Freunde Marie (Monia Chokri) und Francis (Xavier Dolan) buhlen gegeneinander um die Zuneigung von Nicolas (Niels Schneider). Bildschönes, retro-stylisches Romantikdrama mit subtilem Humor von I-Killed-My-Mother-Wunderkind Dolan.

Herzensbrecher (Les amours imaginaires - Heartbeats)
Liebesdreieck: Francis (Xavier Dolan, links), Nicolas (Niels Schneider, Mitte) und Marie (Monia Chokri).


Die in stylische Vintage-Klamotten gekleidete Marie (Monia Chokri) und der modern-metropole Francis (Xavier Dolan) sind beste Freude, beide sind Anfang zwanzig und finden sich cool. Ihre bemühte Lässigkeit beginnt zu bröckeln, als sie auf einer Party den jungen Mann Nicolas (Niels Schneider) sehen. Obwohl sie vorgeben, nicht an diesem blondgelockten Adonis interessiert zu sein, umwerben ihn beide heimlich. Marie und Francis freunden sich mit Nicolas an, bekriegen sich sogar um seine Zuneigung. Doch an wem ist er wirklich interessiert?

Herzensbrecher (Les amours imaginaires - Heartbeats)
Sie teilen ein Bett, aber wie weit geht ihre Liebe?


Der 1989 geborene Kanadier Xavier Nolan hat die Filmwelt in den letzten beiden Jahren aufgemischt. Gleich mit seinem ersten Film „I Killed My Mother - J’ai tué ma mère“ etablierte sich der junge Darsteller als Auteur: er schriebt, produzierte, führte Regie und spielte die Hauptrolle. Unter dem Jubel der Kritik schlug der Film in Cannes ein und brachte ihm allein dort drei Preise gleichzeitig ein. Nur ein Jahr später präsentierte der als Wunderkind Gefeierte bereits seinen zweiten Film „Herzensbrecher“.

Die Hauptzutaten sind auch für seinen Zweitling dieselben: die psychologische Betrachtung brüchiger Beziehungen und Stil. Nach der Hassliebe zwischen Mutter und Sohn beschäftigt sich Dolan in „Herzensbrecher“ mit der Zersetzung einer Freundschaft über eingebildete Liebschaften (der Originaltitel lautet „Les amours imaginaires“). Im Kampf um Nicolas‘ Liebesgunst befehden sich die beiden besten Freunde Marie und Francis auf passiv-aggressive Art jeden Tag stärker, was einen Großteil des subtilen Humors ausmacht.

Herzensbrecher (Les amours imaginaires - Heartbeats)
Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller: Xavier Dolan.

Ihr Schmachten legt aber auch die Oberflächlichkeit ihrer Coolness und Eitelkeit bloß. Ihr Schmachten deckt ihre jugendliche Unsicherheit, ihren Mangel an Selbstbewusstsein auf. Nicolas‘ fast gleichgültiges Auftreten, sein lakonisch-undurchdringliches Gemüt, kitzelt ihr Verlangen und verwandelt die beiden Twens in hinterlistige, stutenbissige Teenager. Dabei geben sich die beiden jungen Freunde große Mühe, reif und kultiviert zu wirken. Doch von der Liebe habe sie keine Ahnung – und von Freundschaft auch nicht wirklich. Ihr Außenseitertum verstecken sie unter der Maske des Stils.

Stil ist es auch, was Dolan auffährt, um die etwas kümmerliche Geschichte – verglichen mit „I Killed My Mother“ – zu überdecken. Anders gesagt nutzt Dolan, der auch für Schnitt, Ausstattung und Kostüm verantwortlich ist, visuellen Stil als Hauptbaustein seines Films. Visuell weckt das Erinnerungen an Pedro Almodóvar oder Wong Kar-Wai, durch das Liebesdreieck auch an Truffauts „Jules und Jim“. Obwohl Dolan es schafft, retro-artige und äußerst ikonische Bilder zu kreieren, wirkt er nicht ganz so souverän wie bei seinem Erstling. Statt tiefer in die Charaktere zu schauen, präsentiert er nur modische Fassaden. Stil ist bei „Herzensbrecher“ eher Selbstzweck.

Herzensbrecher (Les amours imaginaires - Heartbeats)
Erste große Rolle in einem Spielfilm: Monia Chokri.

So soll zum Beispiel in den eingestreuten Interviews – Kommentare von diversen jungen Menschen zu ihren gebrochenen Herzen – ein dokumentarischer Charakter durch häufigen Gebrauch von Zoom vorgetäuscht werden. Dies wirkt aber im Endeffekt unnatürlich, übertrieben und störend.

Die Musik ist eine breite Mischung aus 60/70er Chanson (Isabelle Pierre, France Gall und „Bang Bang“ von Dalida), klassischer Musik (Bachs Cello-Suiten, Wagners „Parsifal“) über Sting bis hin zu Elektro-Rock (The Knife, Comet Gain, Vive la Fête). Vieles davon macht den Film edel und passt zu dem hippen Stil, aber das House-of-Pain-Lied „Jump Around“ will so gar nicht in den Film passen.

Hetero, schwul, homoflexibel? Der Film spielt – ebenso wie Nicolas – mit amourösem Verlangen. Dabei spielt die sexuelle Orientierung weniger eine Rolle. Biologisches Geschlecht ist ohnehin nur eine Hülle für Sehnsucht und Liebe. Die Unreife der Charaktere macht „Herzensbrecher“ zu einer Farce, die trotz so einiger Schwächen sehr unterhaltsam sein kann. Dolan ist auf jeden Fall einer der Filmemacher, die man in den kommenden Jahren im Auge behalten sollte.

Herzensbrecher (Les amours imaginaires - Heartbeats)
Der eigentliche Herzensbrecher: Niels Schneider als Nicolas.


  • In einer Nebenrolle ist Anne Dorval zu sehen, die in „I Killed My Mother“ die Mutter Chantale gespielt hat.
  • Unter „Auteur“ versteht man in der Filmtheorie einen Autorenfilmer, d.h. einen Filmemacher, der alle kreativen Instanzen übernimmt. Normalerweise sind unterschiedliche Personen für die kreativen Bereiche Drehbuch, Regie, Kamera, Schnitt verantwortlich, so dass der entstehende Film ein Gemeinschaftsprodukt ist. Ein Auteur vereint alle diese Bereiche, so dass seine Filme nur seine persönliche Handschrift tragen.

Herzensbrecher (Les amours imaginaires - Heartbeats)

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Fakten
Originaltitel:
Les amours imaginaires - Heartbeats
 
deutscher Kinostart am:
07.07.2011
 
Genre:
Drama / Romanze
 
Regie:
Xavier Dolan
 
Länge:
ca. 101 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 12 freigegeben
mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt
 
Kinoverleih:
Kool
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(75%)
 
Texte:
Martin
 
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22.03.2024 22:30 One
25.04.2015 ²) 01:10 rbb
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