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Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
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90%
 

 
Teenager Hubert (Xavier Dolan) verabscheut seine Mutter über alle Maße, kann aber weder mit ihr noch ohne sie. Intensives, authentisch zwiespältiges, vielfach ausgezeichnetes Auteur-Debüt von Dolan, welches die nervende Hassliebe auf eine sehr amüsante Spitze treibt. Cineclub-Filmtipp.

I Killed My Mother (J'ai tué ma mère)
Hubert (Xavier Dolan) hasst seine Mutter Chantale (Anne Dorval).


Der 16-jährige Schüler Hubert Minel (Xavier Dolan) lebt seit der Scheidung seiner Eltern vor neun Jahren bei seiner allein erziehenden Mutter Chantale (Anne Dorval). Mit seinem Vater Richard (Pierre Chagnon) hat er so gut wie keinen Kontakt. Früher hat Hubert seine Mutter geliebt und ihr alles erzählt. Doch seit einiger Zeit ist alles anders: Hubert verabscheut seine Mutter von ganzem Herzen.

Nicht nur stört ihn der widerliche Streichkäse an ihrem schmatzenden Mund oder die extreme Geschmacklosigkeit, mit der sich Chantale kleidet und die Wohnung mit Kitsch einrichtet. Auch ist sie wankelmütig, ändert ständig ihre Meinung, sie ist manipulativ und weist jede Schuld von sich. Für all das verachtet der Jugendliche seine Mutter.

I Killed My Mother (J'ai tué ma mère)
Chantale findet Tigermuster très jolie - sehr schön.

In der Schule sollen sie über die Berufe seiner Eltern berichten. Hubert möchte lieber über seine Tante schreiben und erzählt seiner Lehrerin Julie Cloutier (Suzanne Clément), dass seine Mutter gestorben sei. Voll des Neids beobachtet Hubert deswegen, wie locker sein Freund Antonin (François Arnaud) mit seiner Mutter Hélène umgeht.

Doch auch Chantale ist von Huberts pubertären Launen angenervt. Sie zicken sich an, streiten sich lautstark, strafen sich mit Missachtung. So bauscht sich ihre Hassliebe immer weiter auf, bis Hubert nur noch eins will: endlich weg von seiner Mutter. Als er auf ein Internat geschickt werden soll, ist ihm das plötzlich auch nicht so recht.

I Killed My Mother (J'ai tué ma mère)
Hubert wäre lieber allein...


Die Pubertät: eine unverstandene Zeit im Leben eines Heranwachsenden, hin und her gerissen zwischen Abnabelung und Nestgeborgenheit, eine Zeit voller widersprüchlicher Gefühle. Selten waren diese so extrem glaubwürdig und pointiert, so intensiv und inkonsequent, so nervend und gleichzeitig unterhaltsam wie in „I Killed My Mother".

Pubertiert haben die meisten von uns, aber um diesen Prozess filmisch aufzuarbeiten, benötigt es eine gute Beobachtungsgabe und erzählerisches Geschick. Beides hatte der Kanadier Xavier Dolan, der schon als Kind schauspielerte, bereits mit 17 Jahren entwickelt, als er das Drehbuch für „I Killed My Mother“ schrieb. Als wäre das noch nicht genug, produzierte er den Film zwei Jahre später selbst, führte Regie, spielte die Hauptrolle und kümmerte sich um das Kostümdesign. Seinen zweiten Film „Heartbeats“ („Les amours imaginaires“) drehte der junge Auteur nur ein Jahr später. Dafür wurde er zu Recht auf Festivals und von Kritikern als Wunderkind bejubelt. Bei seiner Uraufführung in Cannes kassierte er gleich drei Preise ein.

I Killed My Mother (J'ai tué ma mère)
...oder mit seinem Freund Antonin (François Arnaud).

Dolan setzt verschiedene Stile ein (aber nicht immer vollkommen souverän): Schwarzweiß-Aufnahmen für private, tagebuchähnliche Geständnisse, Slow-Motion in einigen emotionalen Szenen oder ungewöhnlich Bildausschnitte, um die Trennung der Charaktere zu verdeutlichen; er setzt poetische Texte und persönliche Mitteilung ins Bild, setzt Huberts Beobachtungen und Gedanken wie Zwischentitel in Szene. Die Filmmusik passt wundervoll und die Lieder sind perfekt ausgewählt, um die Emotionen des Films zu tragen.

Am besten sind jedoch die ganz simplen, langen Einstellungen der Streits im Auto, wenn keine Effekte oder Schnitte vom Geschehen ablenken. Dies stößt den Zuschauer unmittelbar hinein in das Drama, welches sich stetig steigert. Dies macht den Film so mutig, direkt, so wütend-bissig und sensibel. „I Killed My Mother“ wird viele Menschen ansprechen, ist dabei aber keineswegs ein leichter Film, den man beschwingt verlässt. Dafür wird er einem aber auch nicht so schnell wieder aus dem Kopf gehen.

Anne Dorval spielt Huberts Mutter, die im Grunde gar nicht so herzlos, eher unbeholfen ist. Sie hat ihre eigenen Launen, aber zusammen mit Huberts Launen schaukelt es sich fatal hoch. Beide haben ihre Fehler und beiden kann man etwas Sympathisches abgewinnen. Die Dynamik zwischen Dorval und Dolan ist perfekt: der aggressive Ton, die Ambivalenz, die weichen Momente zwischendurch. So, oder so ähnlich, ist Pubertät.

I Killed My Mother (J'ai tué ma mère)


  • Die prominent hervorstechenden Lieder in Slow-Motion-Szenen sind einerseits „Tell Me What To Swallow“ von Crystal Castles bei der Disco-Kuss-Szene sowie „Noir Desir“ von Vive la Fête, wenn Hubert im Schlafzimmer seiner Mutter ausrastet.
  • Auch viele aus Dolans Filmteam geben hier wie er selbst sein Debüt: der Komponist Nicholas Savard-L'Herbier, die Set-Dekorateurin Anette Belley, die Cutterin Hélène Girard oder die Make-Up-Künstlerin Marie-Josée Galibert. In vielen anderen Bereich verließ sich Dolan jedoch auf die Fachkenntnis erfahrener Leute.

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Fakten
Originaltitel:
J'ai tué ma mère
 
deutscher Kinostart am:
03.02.2011
 
Genre:
Drama
 
Regie:
Xavier Dolan
 
Länge:
ca. 96 Minuten
 
Kinoverleih:
Kool
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(90%)
 
Texte:
Martin
 
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Synchronsprecher

SchauspielerSynchronsprecher
Xavier DolanPatrick Roche
Francois ArnaudJohannes Raspe
Niels SchneiderMax Felder

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TV-Termine

DatumUhrzeitSender
23.01.2017 23:59 WDR
19.06.2016 ²) 02:45 Eins Fest.
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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