Lethal Weapon |
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Aufmachung | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | **** | ** | **** | **** | ** | ** | **** | 78% |
Inhalt:
Endlich darf er wieder zurück in den Dienst. Wird ja auch Zeit, denn solch ein Herzschrittmacher und die damit verbundene OP samt der großen Narbe auf der Brust ist zwar kein Zuckerschlecken, aber die Ruhephase daheim war lang genug und Detective Roger Murtaugh (Damon Wayans) hat definitiv wieder Bock auf seine Pflichten gegenüber den Bürgern von Los Angeles. Sicher, seine Frau Trish (Keesha Sharp) verdient als erfolgreiche Strafverteidigerin auch nicht schlecht, aber die beiden Kids – Sohn Roger Jr. (Dante Brown) und Tochter Riana (Chandler Kinney) wollen schließlich auch irgendwann mal aufs College und das dritte Kind ist ja nun auch schon eine Weile auf der Welt. Womit Roger jedoch nicht gerechnet hat: Sein Vorgesetzter und ehemaliger Kollege Brooks Avery (Kevin Rahm) hat einen neuen Kollegen für den altgedienten Detective…
Martin Riggs (Clayne Crawford), ein vorlauter und irgendwie ausgebrannter Detective aus Texas ist neu auf dem Revier und braucht offenbar einen ruhigen Gegenpart, doch kann Roger das wirklich packen? Immerhin ist Marty das komplette Gegenteil von Roger, denn Marty ist unfassbar direkt, nimmt also kein Blatt vor dem Mund, ist unkonventionell, fast schon stürmisch und scheint obendrein sogar lebensmüde zu sein! Und das ist mehr als nur sinnbildlich gemeint, denn Marty hat erst vor Kurzem seine geliebte Frau (Floriana Lima) beerdigen müssen. Diese war schwanger mit Martys erstem Kind und starb auf der Fahrt zum Krankenhaus durch einen schrecklichen Crash. Nun wurde sie in ihrer Heimatstadt Los Angeles beigesetzt und seither schafft Marty es einfach nicht, diesen großen Verlust zu verarbeiten. Das wirkt sich nun auch auf die Arbeit der beiden ungleichen Mordermittler aus. Selbst die vom LAPD gestellte, hauseigene Psychologin Maureen Cahill (Jordana Brewster) scheint nur bedingt zu Marty durchdringen zu können. Doch weder sie noch Roger geben auf, denn so unklug und verschroben Marty auf seine Art und bei seiner Arbeit auch sein mag – seine eigentlich liebevolle Seite schimmert immer wieder durch, und so wollen die Menschen in seinem näheren Umfeld auch nur sein Bestes. Das kann ja noch was werden…
Kritik:
Serienadaptionen von erfolgreichen Kinofilmen sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Aktuell arbeitet Amazon für sein Prime-Streaming-Angebot ja an einer solchen für “Herr der Ringe“, wobei diese dann wohl eher auf den Büchern selbst münzen dürfte. Auch Stephen Kings “Der Nebel“ lief bereits als Serie, wurde jedoch leider nach nur einer Staffel wieder in den Boden gestampft. Da läuft es für die Serienadaption “Sleepy Hollow“ wesentlich besser. Diese wird übrigens auch auf dem US-Sender FOX ausgestrahlt – ebenso, wie “Lethal Weapon“. Die Idee für die Serie kam übrigens von Matthew Miller, welcher mich bereits mit seiner Idee zur Serie Forever überzeugte, denn die war top. Leider waren die US-Einschaltquoten nicht so berauschend, weshalb es nur eine Staffel (immerhin mit durchaus rundem Abschluss) hierzu gab, aber da die auch auf Deutsch auf DVD erhältlich ist, wollte ich diese Serie auch hier erwähnt haben.
Mit “Lethal Weapon“ gelingt den Machern um Regisseur McG jedenfalls tatsächlich eine äußerst gelungene Serienadaption, was nicht zuletzt einem der beiden Hauptdarsteller zu verdanken ist. Natürlich ist die Rede hier nicht von Damon Wayans, den ich zwar schon immer recht sympathisch fand, den ich aber gleichzeitig auch für keinen sonderlich begabten Schauspieler halte. In dieser Serie tut Wayans aber immerhin, was er kann, und da der Hauptfokus ohnehin auf seinem Kollegen liegt, geht das auch in Ordnung so. Damit sind wir nun aber bei dem Mann, der in der Serienfassung des Detectives Martin Riggs absolut aufzugehen scheint: Clayne Crawford rockt mit seiner Art und Weise so dermaßen, dass es eine Freude ist, ihm dabei zuzusehen. Er bringt die Figur von Marty Riggs zudem noch intensiver rüber als Mel Gibson in den vier Filmen, aber durch all die Folgen der Serie hat man es als Schauspieler auch leichter, seiner Figur mehr Schliff und Tiefe zu verleihen.
Ansonsten sind auch die Bezüge zur Filmfranchise nicht von der Hand zu weisen. Kenner erinnern sich bestimmt noch an den geilen Joe Pesci als schmieriger aber derb amüsanter Sidekick Leo Getz. In den Filmen (von Teil 2 bis 4) hat Getz unterschiedliche Jobs. Von einem Banker hin zu einem Real Estate Agent bis zu einem Schnüffler hat der Mann schon auf viele Arten sein Geld verdient. In der Serienfassung gibt er einen schmierigen Anwalt mit noch schmierigeren Klienten und das passt einfach gut. Dank Thomas Lennon wird die Rolle auch gut ausgefüllt. Schade, dass sie bisher nicht so oft zu sehen war. Doch auch andere Dinge haben Bezug zu den Kinofilmen. So lebt Riggs in einem Wohnwagen an der Küste von Los Angeles und hat seine Frau verloren. Er trinkt gern, flucht manchmal, denkt nicht viel nach, bevor er was tut, und treibt seinen älteren Partner nicht selten in den Wahnsinn. Einzig die Kippe im Mund ist gewichen. Natürlich zeitgemäß ist das Rauchen längst nicht mehr cool (ungesund war es ja schon immer) aber entsprechend dem neuen Jahrtausend gibt es manchmal den ein oder anderen Joint. Passt. Auch die Figur von Roger Murtaugh wird entsprechend umgesetzt. Gut situiert mit der Familie in einem schicken Haus lebend, nicht mehr der Jüngste aber mit dem Herz am rechten Fleck. Selbst die Tochter der Murtaughs, die in einem der Filme durch medienorientierte Handlungen ihren Vater immer die Sorgenfalte aufs Gesicht zauberte, stresst in der Serie durch eben solche Aktionen nicht selten ihren Vater. Das passt einfach.
Was man den Serienmachern noch hoch anrechnen kann, ist die Tatsache, dass man sich hier viel mehr Zeit nimmt, die beiden Detectives genauer zu beleuchten. Vor allem das Leben, Denken und Handeln von Riggs zieht sich wie ein roter Faden durch all die Fälle, welche die beiden Ermittler in jeder Folge neu bearbeiten dürfen. Zwar wird schon zu Beginn von Staffel 2 der größte Hauptstrang aus Riggs Leben entsprechend abgeschlossen, aber schon wenige Folgen später wird ein neuer eröffnet. Tja, Marty Riggs hat einfach viele Leichen in seinem Keller und es wird Zeit, diesen nun über die Serie endlich mal vernünftig zu entrümpeln. Auch sonst stimmt die Aufmachung, die Action und der Humor absolut und wird halt gelegentlich von serientypischer Dramaturgie unterbrochen. Aber das passt alles ganz gut zusammen. Dann noch ein paar coole Songs (zumeist Hip-Hop und Rap bei Verfolgungsjagden und Rock oder Metal bei Prügeleien oder Schießereien) und die zeitgemäße Serienadaption ist fertig. Danke dafür, Fox!
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