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Wenn sich ein Regisseur wie SABU an das Thema „Zombie“ setzt, muss man damit rechnen, dass dieses nicht zwingend im Fokus steht. So auch hier. Und das ist auch gut so.
Inhalt:
Nach einer „harmlos“ verlaufenden Virusinfektion hat Japan die Epidemie relativ schnell und für die Bevölkerung weitestgehend nachteilslos unter Kontrolle gebracht. Als Folge gibt es nun Zombies, deren Krankheitsverlauf unterschiedlich schnell und intensiv verläuft.
Diese Zombies werden als Haussklaven an reiche Einwohner verkauft, da sie größtenteils willenlos sind und den Anweisungen ihrer Besitzer folgen.
Die Familie rund um den Arzt Dr. Teramato (Toru Tezuka) hat sich eine solche Haushaltshilfe bestellt. Im Käfig (mit Bedienungsanleitung) angeliefert, wird Sara (Ayaka Komatsu) schnell der ihr angedachten Rolle zugeführt: Eine Haussklavin. Und solange die Familie die Regeln der Bedienungsanleitung für Sara beachtet (z.B. nicht mit Fleisch füttern, sondern nur mit Obst und Gemüse), kann sich die Infektion auch nicht weiter ausbreiten und stellt damit keine Gefahr dar.
Als der Sohn der Familie einen Unfall erleidet, kann ihn nur ein Biss von Sara retten, der diesen ebenfalls in einen Zombie verwandelt. Fortan jedoch entwickelt sich zwischen Sara und dem Sohn eine Bindung, die die Familie nur schwer ertragen kann.
Kritik:
Regisseur SABU hat „Miss Zombie“ bereits 2013 abgedreht, also noch bevor sich Arnold Schwarzenegger in dem 2015er Film „Maggie“ ebenfalls auf den Weg eines Familiendramas mit Zombie-Einschlag wagte.
SABU hat hier eine ganz eigene Ästhetik gewählt - beginnend damit, dass der Film (bis auf wenige Ausnahmen im Finale) komplett in Schwarz-Weiß gedreht wurde. Dadurch intensiviert der Regisseur die eh schon bedrückende Atmosphäre rund um die (nicht unverhohlen) ausgesprochene Kritik am immer noch gelebten Kastensystem. So wird Sara, auch wenn Zombie doch menschlich, als Gegenstand gehandelt und taugt auch nur für niedere Arbeiten.
Ignoriert wird hier genau diese Tatsache, nämlich die vorhandene Menschlichkeit, sodass die Objektifizierung ihren Hochpunkt in einer Vergewaltigung findet, die durch andere Angestellte der Familie als völlig selbstverständlich ausgeübt wird.
Selbst der Vater findet langsam gefallen an der Hörigkeit seiner Angestellten. Und wenn sich dieser Sara nähert, dabei heimlich von seiner Ehefrau beobachtet, ist es schwer zu ertragen, wie Sara die sich versteckende Ehefrau entdeckt und ein Duell der Blicke zwischen den Frauen stattfindet.
SABU hat sich dazu entschieden, auf schnelle Schnitte zu verzichten: die Kameraeinstellungen sind oftmals über lange Zeit statisch auf Sara gerichtet und man beobachtet sie beim Ertragen der Erniedrigungen, die sie als Nicht-Mensch aushalten muss.
Doch das ist nicht der letzte Kniff, den SABU zur Fesslung des Zuschauers gewählt hat. Spätestens wenn man beobachtet, wie Sara wieder und wieder den Hof scheuern muss, fällt einem auf, was nicht vorhanden ist: Musik. Es wurde komplett auf eine Untermalung verzichtet, stattdessen wird der Fokus auf die Ausübungen der Handlungen gelegt.
*SPOILER*
Mit der Infizierung des Sohnes durch Sarah verdeutlicht SABU die Frage, wer nun das/die Monster in dieser gesellschaftlich fragwürdigen Konstellation sind. Sara entwickelt sich ab dem Zeitpunkt immer weiter zu der Mutterfigur des Sohnes und es stellt sich eine Frage, die unbeantwortet bleibt: War Sara in ihrem menschlichen Leben ebenfalls Mutter?
Verdeutlicht wird diese Fragestellung durch eine der intensivsten Szenen des Films: Als die Mutter die Sachen ihres Sohns durchsucht, entdeckt sie Fotografien, die der zombifizierte Sohn gemacht hat. Unter anderem ein Bild, in dem er und Sara in die Kamera schauen – wie Mutter und Sohn.
Ab diesem Zeitpunkt eskaliert der Film auch hin zu dem Familiendrama, in welchem Sara final zeigt, dass sie die menschlichste Figur in dem ganzen Ensemble ist.
Wer also Zombie-Action im Sinne von „The Walking Dead“ erwartet, ist hier völlig falsch. Wer feinstes Arthaus-Kino zu schätzen weiß, sollte hingegen unbedingt zugreifen. Der Rezensent kann versichern, dass Zombies hier keine oder nur eine völlig untergeordnete Rolle spielen.
Auch wenn der Film keine Musik enthält, hat sich der Rezensent hier für die volle Punktzahl entschieden, da dies, wie oben bereits angeführt, genau die richtige Wahl gewesen ist.
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Fakten |
Originaltitel: Miss Zombie
auf DVD/Blu-ray ab: 31.03.2020
Genre: Drama / Horror
Regie:
SABU
Dieser Film wurde bewertet von: AL(90%)
Texte: AL
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